A Way Out

Ein Film von Qiong Zheng
94 Min., 2016

Der Dokumentarfilm The Way Out begleitet 3 chinesische Teenager mit sehr unterschiedlichem Familienhinter-grund, finanziellen Rahmenbedingungen und sozialem Lebensumfeld. Geprägt sind sie von der gemeinsamen Erziehung und Bildung. Sie kommen in das Alter, in dem sie an ihre Zukunft denken und von großen Zielen träumen. Eine lebt in der Großstadt Peking, einer in der Stadt Xianning in der Provinz Hubei in Zentralchina. Eine andere in Huining, ein winziges Dorf, weit entlegen in den Bergen der Provinz Gansu, einer der ärmsten Provinzen Chinas. Jeder von ihnen geht anders mit den zukunftsentscheidenden Fragen des Lebens um. Der Film begleitet sie mit ihren Träumen, Erwartungen, Ängsten und Hoffnungen. Sie müssen ihren Platz in einer sich stürmisch entwickelnden chinesischen Gesellschaft finden, in der Erfolg mehr gilt als traditionelle Werte.

Die 17-jährige Hanhan Yuan besuchte die Oberstufe der Schule der Akademie der Schönen Künste.  Weil sie zu oft die Schule geschwänzt hatte, verließ sie mit Erlaubnis der Mutter die Schule. Weil sie sich zu Hause langweilte, eröffnete sie eine kleine Bar. Sie mietete einen 8 m2 großen Raum im Zentrum der Stadt, schmückte ihn mit Stühlen und Tischen, die sie selbst bemalte, und die sie selbst hergestellt hat. Am Eröffnungstag kamen insgesamt 2 Kunden, 2 Klassenkameraden, die auch die Schule hingeschmissen hatte. Nachdem sie mehrere Tage weitgehend allein in ihrer Bar saß merkte sie, dass sie das auch nicht von der Langeweile schütze, die sie immer zu Hause mit den Eltern oder auch dort allein fühlt.

Hanhan ist ein begabtes Mädchen, die schon als Kind leidenschaftlich gern gemalt hat. Nachdem sie die Schule verlassen hatte, hat die Mutter sich alle Mühe gegeben, für ihre Tochter eine weitere Ausbildung im Ausland zu finden. Zunächst versuchte sie es in den USA, dann in Deutschland, weil sie gehört hatte, dass es dort gute Ausbildungsplätze für künstlerische Berufe gibt. Geduldig füllte sie Unmengen Formulare aus und besorgte geforderte Bestätigungen. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass es das Beste für Hanhan ist, wenn sie im Ausland studiert. Hanhan dagegen war gar nicht so sehr interessiert ins Ausland zu gehen, aber sie hat auch nicht dagegen opponiert. Sie malte währenddessen Auftragsbilder und wartete einfach ab, was sich anbot.

2010 bekam sie dann ein Angebot von der Bauhaus Universität in Weimar und begann dort das Studium im September 2010 und lernt zunächst ein Jahr Deutsch. Während dieser Zeit fuhr sie auch nach Prag, um dort eine Bewerbung eines Freundes an der berühmten Prager Filmschule abzugeben. Sie verliebte sich so sehr in die Stadt, dass sie an die dortige Hochschule wechselte. Aber schon nach einem Jahr ging sie nach Deutschland zurück und begann ihr Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. Sie fing das Studium von vorne an, man akzeptierte, dass sie kein Abitur hatte, was man von ihr in Prag unbedingt gefordert hatte nachzumachen. Ihre Eltern hofften nun, sie hätte ihren Platz gefunden und würde nicht weiter herumwandern, aber Hanhan war sich immer sicher was sie wollte. Sie würde niemals lange an einem Platz leben können.

Der junge Mann Jia Xu aus dem Städtchen Xianning ist 19 Jahre alt. In der großen Stadt Erfolg zu haben ist nur möglich, wenn man an einer angesehenen Universität studiert hat. Bei dem nationalen, einheitlichen Examen im Jahr 2007 und 2008, ergatterte er 97 Punkte, was nur für eine drittklassige Universität ausreicht. Er will also noch einmal das Examen ablegen und zieht mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder in ein 20 m2 großes Zimmer ein. Dort leben sie zu Dritt, schlafen nur 5 Stunden, um sich auf die Eingangsprüfung vorzubereiten.

Die Eltern von Jia Xu waren nur kurz auf der Schule und haben keine große Ausbildung. Sie wollen ihren Kindern ersparen, als Wanderarbeiter herumgestoßen und ausgebeutet zu werden. Ihr verstorbener Vater hatte sich so sehr gewünscht, dass seine Söhne eine gute Ausbildung bekommen. Dieses Mal schaffen beide Brüder die Aufnahmeprüfung für die Technische Hochschule in Hubei und ein lokaler Fernsehsender unterstütz sie finanziell. Sie waren ihrem Traum einen Schritt näher gekommen.

2012 endete das Studium für Jia Xu und er konzentriert sich sehr darauf, Interviews für Anstellungsgespräche zu führen. Doch er spürt, dass er sich nicht gut präsentiert. Er wird abgelehnt, er ist niedergeschlagen und deprimiert. Er reißt sich aber zusammen, und lernt immer noch hinzu.

Die 12-jährige Baijuan Ma lebt in dem entlegenen Bergdorf Chengmu und besucht die Hauptschule im „Tal der wilden Spatzen“. In der Schule gibt es 2 Lehrer und 5 Schüler und Bajun hat nur eine Klassenkameradin. Die Schule liegt 16 km vom Dorf entfernt und sie muss jeden Tag diesen Weg zu Fuß zurücklegen. Nie beklagt sie sich, denn sie geht sehr gerne zur Schule. Sie hofft, eines Tages die Universität in Peking zu besuchen, einen gut bezahlten Job zu bekommen, Brot zu kaufen, ein Haus zu bauen und einen Brunnen für das Haus der Familie bohren zu lassen. In ihrer Gegend ist das Wasser so knapp, sodass sich die Menschen nur sehr selten im Leben duschen. Sie wünscht sich so sehr, einmal mit dem Zug nach Peking fahren zu können, um die großen Straßen mit eigenen Augen sehen zu können. Bislang war sie nur mit ihrem älteren Bruder bis in die 15 km entfernt liegende Stadt Touzhaizi mit einem Dreirad gefahren.

2010 hat sich das Leben der Familie ganz geändert. Ihr Bruder hat die ganze Familie in die Stadt Zhongwei umgezogen, wo Bajuan und ihre Schwester auf besseren Schulen lernen konnten. Doch Bajun hatte zunehmend Probleme mit der Geschwindigkeit, mit der ihre Klassenkollegen vorankamen. Sie wurde stiller und stiller. 2012 verließ sie die Schule im Alter von 16 Jahren. Um den älteren Bruder zu entlasten, geht sie auf die Suche nach einem Job in der Stadt. Aber wie will sie ohne abgeschlossene Ausbildung einen Job finden?

Weitere Informationen zum Film:

Zur Autorin und Regisseurin Cherelle Qiong Zheng (pdf)

Auf der rechten Seite geht es zum englisch untertitelten Film bei Vimeo.