Moldau – Ein Land im Schatten des Krieges

Ein Film von Irene Langemann
45 Min., Streaming

Seit dem 24. Februar 2022, dem Beginn des Krieges in der Ukraine, wächst bei den Menschen in der Republik Moldau die Angst, dass ihr Land als nächstes auf Putins Liste stehen könnte. Die Gefährdung sprach Präsidentin Maia Sandu bereits am zweiten Kriegstag in einer TV-Sendung an: „Wir haben militärische Aktivitäten unweit von den Grenzen der Republik Moldau. Das ist eine dramatische Situation für unser Nachbarland. Für uns ist es äußerst bedrohlich.“
Die Sorge ist begründet. Seit 1992 kontrolliert Moskau die abtrünnige Region Transnistrien und hat dort Truppen stationiert. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine schicken russische Politiker und Propagandisten unverblümte Drohungen in Richtung Moldau, sogar Ankündigungen einer bevorstehenden russischen Invasion. Viele Moldawier bereiteten sich darauf vor, das Land zu verlassen: „Wir hatten Angst, wir saßen auf gepackten Koffern,“ erzählt Elena Cernei, die unweit der ukrainischen Grenze lebt. „Wir wussten ja nicht, was am nächsten Tag passieren würde“.
In den folgenden Monaten explodierten die Gas- und Strompreise, die Inflation stieg auf über 30%. Mehr als 600.000 Flüchtlinge kamen in die Republik Moldau. Bei einer Bevölkerung von 2,6 Millionen – eine immense Herausforderung für das ärmste Land Europas. Der Krieg in der Ukraine und die russische Propaganda polarisierten die Gesellschaft. Im Herbst 2022 brachen prorussische Proteste gegen die proeuropäische Regierung aus, die eine sichere Mehrheit im Parlament hat. Aus ganz Moldau wurden bezahlte Demonstranten in die Hauptstadt Chișinău gebracht. Organisiert und finanziert hatten die Proteste die moskautreue Opposition und der korrupte, flüchtige Politiker Ilan Şor. Ihr Ziel – die Destabilisierung der politischen Lage. Autorin Irene Langemann war mit ihrem moldawischen Team dabei. Es entstanden Aufnahmen, die eine zerrissene, gespaltene Gesellschaft zeigen.
Die Story zeichnet nach, wie der Krieg in der Ukraine das Leben der Menschen in der Republik Moldau verändert hat. Der Unternehmer Anatolie Dicusar kann aufgrund der explodierten Preise seinen Betrieb kaum noch aufrecht erhalten. In seiner Werkhalle hat er ein Kleidungslager für Flüchtlinge eingerichtet. Der Blogger und Musiker Vova Karmanov hörte auf, Musik zu machen. Stattdessen dreht er Reportagen über die eingefrorenen Konflikte im postsowjetischen Raum. Präsidentin Maia Sandu kämpft unermüdlich für Demokratie und Freiheit. Am 3.3.2022 stellte sie den Antrag auf den EU-Beitritt. Seit dem 24. Juni 2022 ist das Land offizieller Beitrittskandidat.
2023 spitzte sich die Situation im Land zu. Am 10. Februar trat die Regierung zurück. Drei Tage später gab Maia Sandu bekannt, dass Russland eine Destabilisierung Moldaus plane: Der Plan beinhalte Sabotageakte, an der militärisch ausgebildete Personen aus Ländern wie Russland, Belarus und Serbien beteiligt und als Zivilisten getarnt seien. Sie bereiteten gewalttätige Aktionen, darunter Angriffe auf Regierungsbüros und Geiselnahmen.
Die Story folgt den persönlichen Schicksalen der Protagonisten und gleichzeitig den gesellschaftlichen und politischen Ereignissen in der Republik Moldau seit dem Beginn des Ukraine-Krieges.